BUND Kreisgruppe Plön

Karl der Käfer wurde doch gefragt, ... - Bremsenfallen

01. Juni 2022 | Karl der Käfer..., Landwirtschaft, Naturschutz

Pferdebremsenfalle  (Joy Schmidt / Joy Schmidt)

Liebe Pferdeliebhaber/innen, liebe Reiter/innen,
wir alle wissen inzwischen, dass die Insekten-Biomasse seit den 1990er Jahren um mindestens 70 % abgenommen hat. Von dem Aussterben einzelner Arten ganz zu schweigen. Deshalb müssen wir alle versuchen, so viel wie möglich für den Erhalt der kleinen Krabbler und Flieger tun. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bis vor Kurzem nicht wusste, welchen Sinn diese „großen Bälle an einem Gestell“ auf den Koppeln machten. Mit dem Wissen kam das Entsetzen.  
Ich zitiere aus dem „Internationalen Magazin zur Förderung der Arbeit mit Pferden und anderen Zugtieren – Starke Pferde.“ Ausgabe H 48044, ISSN 1439-815X, 25. JG. Nr. 95, 3/20, Sept.-Nov. 2020.
„Pferdebremsen können im Sommer zur echten Plage werden – welcher Pferdebesitzer kann davon kein Lied singen? Während der Arbeit sind Tiere durch die Blutsauger oft schnell abgelenkt und gestresst und manche Pferde reagieren sogar derart hysterisch, dass ein sicheres Arbeiten mit ihnen gar nicht mehr möglich ist.  ... Immer häufiger sieht man daher in den letzten Jahren großdimensionierte schwarze Kugeln. Die an Galgen aufgehängt ...und mit einer hutähnlichen Netzkonstruktion überspannt sind. ... Mit Hilfe solcher Fallen sollen Pferdeausläufe bremsenfrei gehalten werden, soweit jedenfalls die Theorie. ... Die Wirkungsweise bei größeren Pferdehaltungen tendiert somit gegen Null. Der Effekt dieser Fallen auf andere Insektenpopulationen ist dagegen verheerend. Das zeigt eine Studie, die im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz erstellt wurde und in der BfN-Publikation „Natur und Landschaft“ Ausgabe 3-2020, veröffentlicht wurde.“
Die Zusammenfassung der BfN-Studie im Originaltext: „Wie effektiv und selektiv dieser Fallentyp ist, wurde in einer in diesem Beitrag vorgestellten Studie untersucht. Hierzu wurden sechs Fallen im Kreis Gütersloh und eine Falle in der Stadt Bielefeld (NRW) von Mai bis Oktober 2017 einmal wöchentlich geleert und der Fang wurde im Labor bestimmt. Insgesamt wurden 53 438 Individuen aus verschiedenen Gruppen der Gliederfüßler (Anthropoda) gefangen, davon 80 – 95% Dipteren (Zweiflügler). Die Fallen fingen insgesamt nur wenige Individuen der Bremsen (weniger 4%), darunter kein einziges Individuum der Pferdebremse (Tabanus sudeticus). Bremsenfallen entnehmen nicht nur eine große Menge Biomasse aus den Nahrungsnetzen, sondern töten auch gesetzlich besonders geschützte Arten. Da nicht nur Bremsen gefangen werden, sondern überwiegend Insekten anderer Artengruppen, sollten Bremsenfallen genehmigungspflichtig sein. In Schutzgebieten und deren direktem Umfeld ist ein generelles Aufstellverbot zu fordern. Auch im Hinblick auf das großräumige Insektensterben ist ein Fallentyp, der nicht selektiv Insektenbestände dezimiert und damit die Biodiversität zusätzlich schädigt, nicht akzeptabel.“
Unsere Bitte: Wenn sie Einfluss nehmen können, sorgen Sie dafür, dass diese Fallen nicht mehr zum Einsatz kommen. Vielen Dank!


Annette Hinz

Zur Übersicht