„Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot. Du fielst heut früh, ich kam zu spät, du wirst dich nie im Wind mehr wiegen, du musst gefällt am Wege liegen, und mancher der vorüber geht, der achtet nicht den Rest von Leben, und reißt an deinen grünen Zweigen, die sterbend sich zur Erde neigen. Wer wird mir nun die Ruhe geben, die ich in deinem Schatten fand?“ (Auszug aus dem Lied: „Mein Freund der Baum ist tot“ der Sängerin Alexandra.)
Bäume sind für uns Menschen nicht nur als Schattenspender und Klimaregulatoren wichtig, einige Menschen bauen zu Bäumen auch eine Beziehung auf. Beispiel: Waldbaden. Gerade zur Fällzeit im Spätherbst/Winter werden wir immer wieder von Bürgern angesprochen, die Fällungen monieren und sich fragen, warum die Bäume weichen müssen. Häufig ist der Grund die Sorge um die Verkehrssicherung, so dass manchmal auch ein Baum vorsichtshalber weichen muss.
Nun verhält es sich so, dass die Kommunen sehr viele Bäume im Blick haben müssen. Im Gegensatz zu uns, deren Bäume in unseren Gärten überschaubar sind. Wir haben schon eher die Möglichkeit, durch intensive Beobachtung oder Kronenschnitt einen Baum so lange als irgend möglich zu erhalten. Das zahlt sich aus. Bäume werden zukünftig auch in unseren Gärten als Schattenspender immer wichtiger. Unter ihrer Krone ist das Klima feuchter und kühler. Da kann keine künstliche Beschattung mithalten.
Bäume haben aber noch eine andere, sehr wichtige Funktion. Sie sind ein unverzichtbares Ökosystem. Knorrige alte Bäume, mit Moosen und Flechten bewachsen (auch diese gehören zu einem Gesamtökosystem), mit Rindenspalten und Astlöchern sind Lebensraum vieler Tiere. Angefangen bei Kleinstlebewesen bis hin zu unseren Vögeln, die dort nicht nur Nester bauen, sondern auch Nahrung finden. Denken wir an den Specht, der in Bäumen seine Höhle baut. Wird diese nicht mehr genutzt, ziehen andere Vögel hier ihre Jungen groß, oder es ziehen Fledermäuse ein. Wird durch den Kot der Tiere die Höhle irgendwann nicht mehr nutzbar, legen Insekten dort ihre Eier ab. Die Larven fressen den Kot, dienen den Fledermäusen als Futter und machen bestenfalls die Höhle eben durch Beseitigung des Kots wieder nutzbar.
Dies nur als kleines Beispiel, weshalb es so wichtig ist, alte Bäume so lange wie nur irgend möglich zu erhalten. Das gilt übrigens auch für abgestorbene Bäume. Dieser Lebensraum wird leider immer seltener, ist aber als Habitat durch nichts zu ersetzten.
Wenn allerdings oben genannte Lösungen nicht möglich sind, dann sollte man den Stamm eines gefällten Baumes als liegendes Totholz der Natur überlassen. Auch dieser Lebensraum wird in unserer aufgeräumten Natur immer seltener. Aus den Zweigen kann ein Strauchhaufen entstehen, den z. B. Igel sehr schätzen. Die dickeren Zweige werden zu einer Benjeshecke aufgeschichtet. So haben wir zwar nicht den Baum erhalten, aber neue Lebensräume geschaffen.
Ortsgruppe Schwentinental